Zitat von DER SPIEGEL 44/2009 vom 26.10.2009Um es in einem Satz zu sagen: Dieser Artikel ist falsch! Nicht nur, dass er zahlreiche sachliche Fehler enthält. Das ganze Fallbeispiel der „Maria Westermann“ mutet wie die marktschreierische Konstruktion eines Produkts an, das es so nicht gibt. Der SPIEGEL schreibt die Geschichte eines Mittelklassewagens, dessen Motor von 150 auf 1000 PS aufgemotzt wird, drei Jahre lang mit Tempo 250 bei 0,1 bis 1,8 Liter Verbrauch auf 100 km fährt, dessen Eigentümer dann aber entsetzt feststellen, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann.
Um es in einem Satz zu sagen: Dieser Artikel ist falsch! Nicht nur, dass er zahlreiche sachliche Fehler enthält. Das ganze Fallbeispiel der „Maria Westermann“ mutet wie die marktschreierische Konstruktion eines Produkts an, das es so nicht gibt. Der SPIEGEL schreibt die Geschichte eines Mittelklassewagens, dessen Motor von 150 auf 1000 PS aufgemotzt wird, drei Jahre lang mit Tempo 250 bei 0,1 bis 1,8 Liter Verbrauch auf 100 km fährt, dessen Eigentümer dann aber entsetzt feststellen, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann.
Warum das nicht funktioniert, habe ich für ADHS Deutschland in einem Beitrag für das Fachbuch 2008 dargelegt. Er heißt „Cognitive Enhancement durch Ritalin?“ und ist unter diesem Link für alle Leser frei abrufbar.
Falsch ist auch, dass die „Hirndoper“ nicht offen darüber sprechen: Schauen Sie in Internetforen und populärwissenschaftliche Journale wie „Nature“ – das Thema ist seit Jahren präsent. Von Freud über Huxley bis zu berühmten Medizinern und Pharmakologen wurden bis heute zahlreiche Schilderungen von eigenem Substanzgebrauch veröffentlicht. Der erste medizinische Einsatz des MPH">MPH galt auch nicht der „Ruhigstellung von Kindern“, sondern der Behandlung von Erschöpfung und depressiven Verstimmungen bei Erwachsenen. Nebenbei: Es wird mir ein ewiges Rätsel bleiben, wie Journalisten im selben Artikel zehn aktivierende Eigenschaften von MPH">MPH nennen können und zugleich von Ruhigstellung bei ADHS sprechen. Fällt ihnen dieser Widerspruch nicht auf?
Man könnte noch weitere Seiten bittere Fragen stellen und Zweifel anmelden zu all dem Unfug, der in diesem SPIEGEL-Artikel steht. Warum denken Sie nicht selbst über die Dinge nach, anstatt eine gleichermaßen populistische wie polemische Montage von aus dem
Zusammenhang gerissenen Aussagen, Daten und hanebüchenen Metaphern zu präsentieren? Warum haben Sie nicht Niklas Bostroms Artikel „Cognitive Enhancement: Methods, Ethics, Regulatory Challenges“ von 2006 gelesen, der auf der Homepage des Autors frei verfügbar ist? Lesen Sie! Lesen Sie! Und dann schreiben Sie bitte noch einmal zu diesem Thema – viel besser!
Dr. Johannes Streif
