- Offizieller Beitrag
Stellen Sie sich vor, Sie werden Ihr ganzes Leben lang missverstanden, sind nur beliebt, wenn Sie sich
albern aufführen, haben keine Lust auf Schule und Arbeit, fühlen sich nur durch exzessives Trinken
oder die Einnahme illegaler Drogen normal und können dann "normal" funktionieren. Spätestens
jetzt wird Ihnen klar, warum so viele Menschen mit ADHS im Gefängnis sitzen.
Wir sehen in der Klinik jeden Tag Menschen, die im Leben versagen, sei es in der Schule, im Studium
oder bei der Arbeit. Vielleicht haben sie auch Probleme in ihrer Beziehung oder sie haben erst gar
keine Beziehungen.
Für diesen Teil unserer ADHS-Community ist das Leben besonders schwierig. Das
Selbstwertgefühl der Betroffenen ist oft unglaublich gering, sie leiden häufig unter Depressionen
und Angstzuständen, und von solchen Faktoren wird das Leben des ADHS-Betroffenen geprägt.
Wenn sie Glück haben, finden sie eine Person die sie positiv beeinflusst, "einen wichtigen
Erwachsenen" und wenn sie Pech haben, finden sie Freundschaft und Trost in den falschen Kreisen.
Wenn dies geschieht, stellen wir fest, dass die Verletzlichkeit, die mit diesen Emotionen einhergeht,
einen negativen Einfluss zulässt, Drogen werden ausprobiert, Kriminalität prägt ihre
Freundschaftsbeziehungen und sie fühlen sich vielleicht zum ersten Mal "wirklich zugehörig". Zu
dieser aufwühlenden Mischung kommt jetzt noch Impulsivität hinzu und ein gerütteltes Maß an
Unaufmerksamkeit gegenüber den vielen Malen, in denen man ihnen erklärt, was "Richtig und
Falsch" ist. Außerdem sind Betroffene oft diejenigen, die "unter Strom" stehen und vor Energie
strotzen und dies führt unserer Beobachtung leider dazu, dass man leicht mit dem Gesetzt in Konflikt
gerät. Wir können das Thema weiter vertiefen und über die Kontrolle von Emotionen und Ausraster
diskutieren. Bei Kindern kann das bedeuten, dass sie ein Geschwisterkind schlagen, bei Erwachsenen
könnte das bedeuten, dass sie einen anderen Erwachsenen schlagen oder das Eigentum von anderen
Menschen zerstören.
Wir wissen, dass sich Menschen mit ADHS mindestens ab dem sechsten Lebensjahr abgelehnt und
"anders" fühlen. Aber wir können dieser Entwicklung entgegenwirken. Dies kann den Fachleuten, die
sich um unsere Kinder kümmern und Verantwortung für sie übernehmen, mit Bildung, Training und
einer kulturellen Veränderung gelingen. Und damit dies ganz klar ist: Das muss jetzt passieren. ADHS
ist unglaublich weit verbreitet; es kann eine vielversprechende Zukunft gnadenlos zerstören. Der
Schaden für unsere Volkswirtschaft ist viel größer, als die Investitionen, die dafür notwendig
wären, die Dinge zu ändern. Die Unterbringung von Gefangenen mit ADHS kostet das Vereinigte
Königreich satte 74 Millionen Pfund (1) pro Jahr. Ihre Behandlung hingegen würde 30.000 Pfund
kosten.
Selbst wenn wir massiv in Training und Begleitung investieren würden und wir die Zahl der
Gefangenen nur halbieren könnten, bestünde kein Zweifel daran, dass sich damit ein großer
Unterschied erzielen ließe. Und zu guter Letzt: Wenn wir diese 10.000 Menschen, die wir vor dem
Gefängnis bewahren könnten, in Steuerzahler verwandeln könnten, hätten wir die Kosten dafür
wieder reingeholt.
(1) Kosten pro Platz und Kosten pro Häftling nach einzelnen Gefängnissen, Her Majesty's
Prison and Probation Service (HMPPS) Jahresbericht und Jahresabschluss 2017-18 Nachtrag
zur Managementinformation Pressemitteilung des Justizministeriums