Kann man Ergebnisse von sogenannten Intelligenztests bei ADHS Kindern objektiv beurteilen?

Liebe Community, wir arbeiten gerade an einer neuen ADHS & Autismus - Adressverzeichnis, welche ihr bereits ausführlich Testen könnt, es gibt viele neue Funktionen wie z.b. Bewertungen, Umkreissuche, nach Eigenschaften Filtern, Google Maps u.v.m.. Die ALTE ADRESSLISTE (Archive) wird nicht mehr gepflegt, auch können dort keine neuen Adressen eingetragen werden. Die Daten aus der alten Adressliste werde Schrittweise in die neue Adresseliste eingepfegt, dies ist sehr Zeitaufwändig.

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  • Kann man Ergebnisse von sogenannten Intelligenztests bei ADHS Kindern objektiv beurteilen?


    Ja, wenn man professioneller ADHS-Experte ist und einige Besonderheiten beachtet.


    Leider kann das Ergebnis eines Intelligenztests bei einem ADHS-Kind zu einer nichtssagenden Hausnummer verkommen, wenn der Test von einer ADHS-unkundigen Kraft durchgeführt wird, die die Auswirkungen des besonderen Wahrnehmungsstils dieser Kinder nicht berücksichtigt. Weitere mögliche Störfaktoren sind der Einfluss der Umgebungsbedingungen, die momentane Position des Kindes auf seiner "emotionalen Achterbahn", Sympathie oder Antipathie gegenüber dem Tester (und umgekehrt), die momentane häusliche und schulische Situation, Tageszeit, usw.


    Intelligenztests messen nicht das allgemein vorhandene Potential, sondern nur die Tagesleistung eines Kindes. Auf der einen Seite ist es möglich, dass ein ADHS-Kind durch die Testsituation, und weil alles Neue spannend ist, in Bestform ist, den Test mit Bravour absolviert und Höchstleistungen bringt. Genausogut ist es aber denkbar, dass es lustlos und unmotiviert ist und nur halbherzig mitmacht. Dieses Kind bietet dann ein Ergebnis, das weit hinter seinem Leistungsvermögen zurückbleibt. Es ist also ganz wichtig, das Verhalten und die Mitarbeit des Kindes, ob es gut motiviert oder lustlos war, zu notieren und bei der Auswertung des Tests mit einzubeziehen.

  • Intelligenztests haben, wenn ich ich richtig erinnere, eine tagesformbedingte Schwankungsbreite von um die 10 IQ-Punkte.

    Bei ADHS sollte ein Einbruch im Arbeitsgedächtnisbereich feststellbar sein.

    Die zentrale Frage, die fast keine Studie zum IQ bei ADHS beachtet, ist die Frage der Testung mit oder ohne Medikamentierung.

    Bei ADHS kann eine gut eingestellte Medikamentierung 10 bis 15 IQ-Punkte bringen. Ich kenne einen Einzelfallbericht von 30 IQ-Punkte (wobei die Tagesformschwankung ihren Teil ausgemacht haben könnte).


    Aufmerksamkeitsteste zur Messung von ADHS haben ebenfalls ihre Schwankungsbreite. Diese sind von Ablenkung (Lärm, Unruhe im Raum) und von der persönliche Motivation der Betroffenen abhängig.

    Betroffene, die extrem motiviert sind, den Aufmerksamkeitstest zu machen, oder die eine sehr hohe extrinsische Belohnung erhalten, können dadurch ein unauffällig gutes Testergebnis erzielen.

    (Das ist das Äquivalent des Hyperfokus: bei großem Interesse können sich ADHS-Betroffene auch sehr lange super konzentrieren).


    Intelligenztests wie Aufmerksamkeitstests sollten bei ADHS-Verdacht daher von jemandem durchgeführt werden, der mit ADHS Erfahrung hat.

Schon gewusst…?

Der Botenstoff Dopamin ist für die Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen verantwortlich. Bereits nach 30 Minuten bis einer Stunde setzt die Wirkung bei Betroffenen ein. Bei den meisten Kindern mit ADHS mindert das Medikament die Unaufmerksamkeit und Ruhelosigkeit, wodurch sich die Konzentration verbessert. Auch der Umgang mit sozialen Kontakten wird durch die Einnahme von Methylphenidat oftmals vereinfacht. Bei einigen Kindern ist die Teilnahme am Schulunterricht ohne medikamentöse Behandlung der Symptome undenkbar.