Mein ADHS ? und Überreizung

Liebe Community, wir arbeiten gerade an einer neuen ADHS & Autismus - Adressverzeichnis, welche ihr bereits ausführlich Testen könnt, es gibt viele neue Funktionen wie z.b. Bewertungen, Umkreissuche, nach Eigenschaften Filtern, Google Maps u.v.m.. Die ALTE ADRESSLISTE (Archive) wird nicht mehr gepflegt, auch können dort keine neuen Adressen eingetragen werden. Die Daten aus der alten Adressliste werde Schrittweise in die neue Adresseliste eingepfegt, dies ist sehr Zeitaufwändig.
  • Hallo,


    selbst Wellness wie Sauna oder schwimmen gehen ist neben der ganzen Gesundheit und Entspannung auch sehr anspannend und überreizend - so viele Eindrücke, Menschen und immer was los.

    Das war schon immer so. Im Kindergarten stand ich überreizt und einsam am Rand. In der Grundschule bin ich jahrelang nicht zu den Kindern auf den Schulhof gegangen, sondern hab mich überreizt außerhalb des Schulgeländes oder in den Fluren der Schule versteckt, voller Scham und Stress, entdeckt zu werden und dann von Lehrern bestraft zu werden. Unterricht war aufgrund des Mobbings und der Überreizung eine Qual für mich. Im Gymnasium, auf das ich gekommen bin, weil ich trotz meiner Konzentrationsschwierigkeiten, Ablenkbarkeit und sonstigen Probleme laut Grundschullehrerin intelligent sei, setzte es sich nach ein/zwei Jahren Schonzeit fort und so fragte mich mit 16 Jahren ein Lehrer nach dem Unterricht, ob ich Drogen genommen hätte, weil ich high wirke. Ich war tatsächlich high, aber nicht durch Drogen, sondern durch die Sinneseindrücke im Unterricht. Drogen zur Selbstmedikation/Stimulation hatte ich zu dem Zeitpunkt nie probiert. Erst als ich das Gymnasium mit 18 Jahren abbrach, versuchte ich die Selbstmedikation mit Drogen, ganz selten und mittlerweile längst nicht mehr.

    Durch Sinneseindrücke und Überreizung wurde und werde ich selbst beim einkaufen gehen benommen, wie schwindelig, wie in Trance.


    Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, habe das Bedürfnis viel zu sprechen, bin offen, extrovertiert und komme schnell mit neuen Leuten klar, nicht zuletzt auch aufgrund meiner starken Empathie, die mir oft sogar viel zu stark ist, weil ich dann mehr den anderen Menschen spüre als mich selbst. Trotz meiner kommunikativen und extrovertierten Art, muss ich mich immer wieder isolieren und abschotten. Meist war ich daher einsam, allein und zurückgezogen - damit ich ganz in Ruhe und ohne Reize regenerieren kann. Freunde hatte und habe ich kaum.

    Nach der Schule ein Praktikum abgebrochen, eins durchgehalten. Dann vier Studiengänge nach jeweils einem Jahr abgebrochen. Dann habe ich rund 10 Arbeitsstellen bekommen und nach einigen Wochen oder Monaten immer abgebrochen/gekündigt. Ich war Busfahrer und war dauernd reizüberflutet.

    Diagnostiziert oder behandelt wurde mein ADHS nie.


    Ich dachte bisher, dass die Überreizung und meine Abbrüche vor allem an den vielen lauten und störenden, mobbenden und gewalttätigen Mitschülern in meiner Schule lag und dass beim Busfahren die vielen einprasselnden Eindrücke aus dem stressigen Berliner Straßenverkehr, die langen Arbeitszeiten (12-14 Stunden Fahren am Tag, 300 Stunden im Monat), der hohe Fahrplandruck ohne Pausen, die vielen pöbelnden Menschen und die höllisch laut scheppernden alten Busse samt lauten Motoren die Ursachen für die Reizüberflutung waren.


    Als ich nun in einer ganz entspannten Stelle in einem Reformhaus in einem Einkaufscenter arbeitete, merkte ich, dass trotz entspannter Arbeit, netten Kolleginnen, ruhigen Geräuschen und humanen Arbeitszeiten die Überreizung trotzdem vorhanden war. Also liegt die Reizüberflutung scheinbar auch daran, dass mein Hirn Sinneseindrücke offenbar nicht richtig dämpfen/filtern kann.


    Klar bin ich schon oft auf das Thema ADHS gestoßen und wollte erstmal versuchen, auf hormonellem Wege durch bioidentische Hormonpräparate und Mikronährstoffe Besserung zu erlangen, aber mittlerweile stellt sich raus, dass das nicht reicht. Durch all die Jahre/Jahrzehnte Dauerstress in Kindergarten, Grundschule, Gymnasium, Universitäten, Arbeitsstellen etc. habe ich eine Nebenniereninsuffizienz bekommen. Nun bin ich 27 und mein Leben ist sehr erfolglos, einsam, traurig und arm.


    Ich bin nun auf dem Weg, eine Diagnostik zu machen und dann vielleicht Ritalin oder Elvanse zu kriegen. Habt ihr auch solch starke Probleme mit Überreizung? Seid ihr auch total kaputt, wenn ihr bloß eine halbe Stunde einkaufen wart? Seid ihr auch so erschöpft und ausgebrannt, wenn ihr eine Woche lang gearbeitet habt, sodass ihr wieder kündigen müsst?

    Glaubt ihr, dass es sich bei mir „nur“ um ADHS handelt oder könnte da eine affektive Störung oder andere Nervensystem/Hirnkrankheit vorliegen oder klingt mein Leben nach ADHS?


    Natürlich hat diese intensive Wahrnehmung, Empathie etc auch sehr gute Seiten. Zum Beispiel beim Liebesspiel ist es für mich und meine Gespielin ein Hochgenuss. Allerdings haben all meine anderen Eigenschaften dazu geführt, dass ich nur wenige und kurze Liebeserfahrungen hatte und sich keine Frau für mich interessiert. Ich denke mal, dass es auch Stimulation aufgrund Dopaminmangels ist, wenn ich zb viel mit den Beinen und Armen wackele, riskant Auto fahre, dauernd hübschen Gegenständen, Tieren oder Frauen/Mädchen-Körpern hinterherschmachte oder von hässlichen grauen Häusern extrem negativ stimuliert werde. Viel Stimulation geben mir auch Essen, Masturbation, nackte enge Frauen und tiefsinnige Gespräche, aber all diese Sachen sind nur begrenzt verfügbar, sodass ich meist ohne Stimulation auskommen muss und dann riskante, gefährliche oder ungesunde Sachen mache. Zum Beispiel mit 150 km/h durch eine 50kmh-Innenstadt fahren.

    Sport tut mir sehr gut, aber erstens bin ich meist überreizt und erschöpft wenn ich beim Fitnessstudio oder im Wald ankomme und zweitens bin ich durch die Sinnes-Eindrücke im Fitnessstudio meist komplett überreizt und unkonzentriert.

    Kennst das jemand von euch auch?


    Stimulation gibt mir auch das besessene Suchen nach neuen Möglichkeiten, Produkten, Designs etc.


    Liebe Grüße

Schon gewusst…?

Natürlich hilft Sport, allerdings wirkt es nicht langfristig. Ein Kind kann sich heute auf dem Sportplatz austoben und trotzdem fällt es ihm am nächsten Tag in der Schule schwer, still zu sitzen. - Dr. Martin Jung, Chefarzt