Stress reduzieren - 6 Tipps für Menschen mit ADHS, Autismus und Hochsensibilität

Liebe Community, wir arbeiten gerade an einer neuen ADHS & Autismus - Adressverzeichnis, welche ihr bereits ausführlich Testen könnt, es gibt viele neue Funktionen wie z.b. Bewertungen, Umkreissuche, nach Eigenschaften Filtern, Google Maps u.v.m.. Die ALTE ADRESSLISTE (Archive) wird nicht mehr gepflegt, auch können dort keine neuen Adressen eingetragen werden. Die Daten aus der alten Adressliste werde Schrittweise in die neue Adresseliste eingepfegt, dies ist sehr Zeitaufwändig.
Lesezeit: 15 Minuten

Falls du zu den neurodiversen Menschen gehörst, die chronisch überlastet und gestresst sind, dann geht es dir vielleicht auch so, dass du oft gar nicht merkst, wie schlecht es dir eigentlich geht.


Menschen mit AD(H)S und Autismus werden von Ärzten und Psychologen oft in zwei Kategorien unterteilt, die man auf Englisch als “high-functioning” und “low-functioning” bezeichnet. Gemeint ist damit vor allem, dass die intellektuellen Fähigkeiten bei high-functioning nicht beeinträchtigt sind, sie somit einen durchschnittlichen bis hohen IQ haben und grundsätzlich nicht so wirken, als wären sie “krank” oder gar behindert oder beeinträchtigt.


Im allgemeinen, nicht-medizinischen Sprachgebrauch sind damit auch neurodiverse, atypische Menschen gemeint, deren Symptome als “mild” bewertet werden, weil man es ihnen kaum anmerkt, dass sie “anders” sind. Sie fügen sich also relativ unauffällig in die Gesellschaft ein und fallen meistens nicht auf.


Und was hat das alles jetzt mit Stress zu tun, fragst du dich vielleicht.


Es ist so, dass je “unauffälliger” Betroffene sind, desto weniger wird im Alltag auf sie Rücksicht genommen. Diese Menschen sind in der Regel deutlich belastbarer, als solche, die man als low-functioning bezeichnet. Ihre höhere Belastbarkeit wird dadurch deutlich, dass sie in Schule und Beruf weniger Schwierigkeiten haben, dass sie oft einen stabilen Freundeskreis haben und dass sie irgendwie ihr Leben ziemlich gut “im Griff” haben.


Wenn es um Stress, vor allem um chronischen Stress geht, dann sollten wir zuerst diese Menschen im Blick haben. Denn die weniger belastbaren unter den neurodiversen Menschen, halten sich automatisch von vielen Bereichen der Verantwortung im Leben fern, weil sie spüren, dass es eine sehr starke Belastung für sie wäre. Sie stehen also viel weniger im Risiko, “überlastet” zu werden, weil ihr soziales Umfeld akzeptiert hat, dass sie eben anders und weniger belastbar sind.


Bei den Betroffenen allerdings, die unauffällig sind und oftmals in der Masse verschwinden, sieht die Situation ganz anders aus. Sie wirken, als hätten sie ihr Leben “im Griff” und als wären sie grundsätzlich nicht von irgendwelchen Symptomen betroffen. Bei ihnen scheint alles “nicht so schlimm” zu sein.


Im Grunde sind solche Menschen aber permanent am Rande ihrer Belastbarkeit, da man ihnen viel mehr zumutet (und sie sich selbst auch mehr zumuten), als die low-functioning. Sie sind gut darin, ihre Beeinträchtigungen geschickt zu verbergen und gleichen ihre Schwächen durch sehr viel Einsatz in einem Bereich, der ihnen leicht fällt, wieder aus, sodass ihr Umfeld meistens nicht auf die Idee kommen würde, dass sie AD(H)S oder eine Form von Autismus haben könnten. Oft “reichen” bei ihnen auch die Symptome nicht für eine Diagnose. Vor allem bei Autisten sind da sehr oft Frauen betroffen. Oder sie gehen gar nicht erst zu einer Diagnose, weil sie unsicher sind, ob sie wirklich Autismus oder AD(H)S haben und sie sich oft selber sagen, dass es doch gar nicht so schlimm sei.


Wenn du zu diesen wundervollen Menschen gehörst, die wahre Kämpfer sind und oft diejenigen sind, die sich innerhalb von Familiengefügen um die “schwächeren” Familienmitglieder kümmern, die scheinbar stärker betroffen sind, dann soll dieser Artikel dir einige wertvolle Tipps mit auf den Weg geben, wie du bei all der Verantwortung, die du trägst, dich selbst nicht aus dem Blick verlierst.


Wir unterteilen den Artikel in zwei Teile: Tipps, um belastende Faktoren zu minimieren und Tipps, um dein eigenes Wohlbefinden zu stärken


**Tipps um Belastungen zu minimieren**


Grenzen setzen


Es ist sehr wichtig für dich, dass du dir bewusst wirst, wie viel Belastung und Verantwortung du verkraften kannst und wo deine Grenzen liegen. An deiner Belastungsgrenze zu kommen ist keine Schwäche. Im Gegenteil, es zeigt, dass du alles gegeben hast, bis zu dem Punkt wo du dann nicht mehr kannst. Niemand muss sich mehr zumuten, als man schaffen kann. Und sein Bestes zu geben ist in jedem Fall genug.


Ein sehr wichtiges Thema sind auch die Grenzen bei der Pflege unserer Kinder. Eltern von autistischen Kindern und/ oder Kindern mit AD(H)S sind nicht selten chronisch überlastet. Wenn das Thema Grenzen setzen beim Umgang mit unseren Kindern für euch interessant ist, dann schreibt es mir gerne in die Kommentare und dann werde ich dazu einen eigenen Beitrag schreiben.


Wenn du also nicht im Dauerstress enden willst, dann musst du lernen zu erkennen, wo deine Grenzen sind und dann auch für dich selbst einstehen, um deine Grenzen zu wahren. Wie aber kannst du erkennen, wo deine Grenzen liegen? Dafür musst du üben, die Zeichen deines Körpers wahrzunehmen.



Die Zeichen des Körpers wahrnehmen


Dein Körper gibt dir dein ganzes Leben lang Zeichen. Er zeigt dir durch Gefühle und körperliche Signale, welche Situationen dir gut tun und welche nicht. In unserem von Stress geprägten Leben heutzutage verlieren wir oft die Verbindung zu uns selbst und achten gar nicht mehr darauf, wie es uns eigentlich geht. Aber die Zeichen unseres Körpers sind immer da und warten darauf, von uns wahrgenommen zu werden.


Wie sieht das dann in der Praxis zum Beispiel aus?


Denke mal darüber nach, wie du dich fühlst, wenn du mit einer Aufgabe betraut wirst oder jemandem aus Familie oder Freundeskreis helfen sollst. Wie ist dein erster Impuls? Wenn du zum Beispiel als erstes eine kleine Abneigung oder einen Widerwillen spürst, dann aber trotzdem immer zusagst und hilfst, dann könnte das ein Hinweis sein, dass dir die Verantwortung eigentlich gerade zu viel ist. Oft helfen wir dann trotzdem, aus verschiedenen Gründen. Die einen helfen immer, weil sie sich gebraucht fühlen wollen, die anderen vielleicht, weil es außer ihnen niemanden gibt, der auch einmal etwas übernehmen könnte.


Andere deutliche körperliche Zeichen von Überlastung sind häufige Kopf- oder Rückenschmerzen, Probleme beim Einschlafen oder häufiges Aufwachen nachts, Dauermüdigkeit, gereizte Stimmung oder auch empfindliche, gereizte Haut.


Wenn du dich selbst vielleicht irgendwo hier wiedererkennst, was kannst du dann tun?



Erleichterungen und Hilfen annehmen


Ein hilfreicher Schritt kann sein, andere Menschen mit ins Boot zu holen. Zusammen schafft man meistens mehr, als alleine. Und wenn viele zusammen etwas anpacken, wird niemand überlastet.


Doch gerade im Bereich von AD(H)S und Autismus fällt es Familien oft schwer, sich helfen zu lassen. Wir haben Angst, stigmatisiert oder ausgegrenzt zu werden und deshalb reden wir nicht gerne darüber, in welchen Bereichen wir Unterstützung brauchen würden.


Ein erster Schritt ist oft eine Diagnose, weil erst dadurch die Türen zu entsprechenden Unterstützungsangeboten geöffnet werden. Wenn du zögerst, eine Diagnose machen zu lassen, weil du Angst vor den möglichen Konsequenzen hast, kann es hilfreich sein, wenn du mit anderen sprichst, die eine Diagnose haben. So kannst du herausfinden, ob sich die Diagnose für sie gelohnt hat, ob sie es wieder so machen würden und welche neue Formen der Unterstützung sie haben, seit der Diagnose.


Wenn du vielleicht ein oder zwei Tipps, die bis jetzt erwähnt wurden für dich umsetzen kannst, bist du schon einen großen Schritt weiter. Jetzt kommen noch ein paar Punkte, die dir dabei helfen können, dein Wohlbefinden zu stärken.




**Tipps um dein Wohlbefinden zu stärken**



Irgendeine Form von Meditation


Wir haben es oft gehört, dass Meditation wichtig ist und doch ist nicht jeder der “meditative” Typ. Vielleicht fällt dir Meditation schwer. Oder vielleicht fällt es dir vor allem schwer, es zu einer regelmäßigen Routine zu machen. Beim Thema Meditation sollte man sich, meiner Meinung nach, nicht auf eine bestimmte Praxis versteifen. Sei flexibel und mach es so, wie es sich für dich gut anfühlt. Auch einen Moment Stille zu genießen und die Gedanken ein bisschen wandern zu lassen, ist eine Form von Meditation. Genauso, wie sich einen Spaziergang im Wald zu gönnen.


Um möglichst eine Regelmäßigkeit rein zu bekommen, kann der nächste Punkt sehr wichtig sein.



Feste Strukturen in deinem Tag/ deiner Woche


Gerade wir atypischen Menschen neigen oft zu Chaos, wie du bestimmt auch schon bemerkt hast. Oft merken wir gar nicht, wir sehr uns das Chaos aber belastet, bis wir mehr Struktur rein bringen. Natürlich ist eine gesunde Mischung aus Chaos und Struktur wahrscheinlich am angenehmsten. Aber ich kann jedem nur empfehlen, mit ein bisschen mehr Disziplin und Routine zu experimentieren. Das Ziel ist nicht, der total organisierte Supermensch zu werden. Sondern eher, dass man seinen eigenen Wohlfühlpunkt findet, die perfekte Mischung aus Struktur und Flexibilität, die genau zu dir und deinem Leben passt.


Dazu gehören dann auch einige feste Termine pro Woche, die möglichst immer gleich bleiben. Wie zum Beispiel einen festen Termin für deine Entspannung.



Entspannungszeit als festen Termin einplanen


Wahrscheinlich hast du deine Prioritäten bis jetzt so gesetzt, dass zuerst deine Arbeit und deine privaten Verpflichtungen kommen. Und wenn dann mal ein bisschen Zeit übrig bleibt, dann versuchst du zu entspannen.

Spiele doch mal ein bisschen mit deinen wöchentlichen Terminen und schau, ob es nicht einen Weg gibt, eine bestimmte Zeit am Tag oder in der Woche fest als Zeit zum Entspannen einzuplanen. Du wirst merken, dass du für deine Verpflichtungen mehr Energie hast, wenn du weißt, dass du immer auch Zeit für eine Entspannungspause eingeplant hast.



Subliminals


Der letzte Punkt ist ein Projekt, das mir sehr am Herzen liegt. Subliminals sind eine geniale Art zu entspannen und langfristig mehr Wohlbefinden und Positivität in dein Leben zu bringen. Es handelt sich dabei um Audios, die man sich regelmäßig anhört. Auf den ersten Blick hört es sich an wie Entspannungsmusik oder Naturgeräusche. Aber das geniale sind die positiven Affirmationen, die sozusagen im Audio im Hintergrund versteckt sind. Da man die Affirmationen nicht bewusst wahrnehmen kann, wird dadurch unser Verstand ausgetrickst, der uns oft daran hindert, dass wir positive Gedanken einfach mal für uns annehmen.


Aber mehr dazu gibt es in einem anderen Beitrag, der bald folgen wird. Ich hoffe, ich habe dich ein wenig neugierig gemacht.

Jetzt würde ich mich freuen, wenn du ein paar Punkte hier für dich mitnehmen konntest, um bei dir ein bisschen den Stress rauszunehmen.


Und falls du eigene Tipps gegen Stress hast, dann schreib sie unbedingt hier in die Kommentare, damit andere auch davon profitieren können!

Schon gewusst…?

Normalität ist der Wahnsinn der Masse. (Fredrik Nerbrand)